Winterzeit im Kleingarten
Lörrach - Kaum klingelt um Punkt Elf das Glöckchen ungeduldig am Gartentor, strömt schon eine Gruppe der Eichendorff-Grundschule erwartungsfroh in das kleine Stadtidyll von Kathrin Sutter, Pächterin einer Gartenparzelle im "Lerchengrund" hinter dem Hauptfriedhof.
Mit der Natur in Kontakt treten
Deshalb habe sie gemeinsam mit Becker das Schulprojekt "Lebensraum Kleingarten'" ins Leben gerufen: Viermal im Jahr wird die erste Klasse der Schule in den Garten kommen und mit der Natur in Kontakt treten. "Im Herbst waren die Kinder das erste Mal bei mir, um Tulpen zu pflanzen", erzählt Sutter. Dieses Mal zur Winterzeit werden Lavendel-Säckchen und Futter für die Meisen hergestellt. Im Frühling ist ein drittes Treffen geplant. Dann blühen die Osterglocken, Krokusse und Schlüsselblumen und die Mauerbienen schlüpfen bei der ersten Wärme aus ihren Kokons.
Neugierige Truppe
Das Projekt solle die Kinder über die erste Klassenstufe hinaus weiter begleiten. Geplant sei, ab der zweiten Klasse ein ganzes Schulbeet zu bewirtschaften. "Ich stelle leider fest, dass vielen Kindern der Bezug zur Natur völlig abhanden gekommen ist", beklagt Becker. Und das, obwohl man hier von einer wundervollen Vegetation umgeben ist. Einige Schüler seien noch nie im Wald hinter der Schule gewesen, verdeutlicht Becker die Dringlichkeit eines handlungsorientierten und erlebbaren Unterrichts im Freien. Die neugierige Truppe wird heute an separaten Tischen in zwei Gruppen aufgeteilt. Auf dem einen Tisch ist alles für das Zusammenschnüren von Lavendel-Säckchen vorbereitet: Zerriebene Lavendel-Blüten im Topf, Stoffe und Kordel. Auf dem anderen befinden sich Äste, Kordel und kleine Tontöpfe für das Meisenfutter. Unter Anleitung der Lehrer und Sutter erlernen die Kleinen schnell ihr Handwerk und beginnen bald eifrig mit ihren Aufgaben. Immer wieder streifen einige Kinder neugierig durch den Garten, um die kleinen Teiche zu bestaunen und die Bienen in den Kokons beim Winterschlaf zu beobachten. Die Körner für die Vögel werden in einen Topf mit heißem Rindertalg gegeben und zu einem Brei verrührt: "Rindertalg ist besonders nahrhaft und bindet die Körner, die die Meisen aus dem Töpfen picken", erklärt Sutter und bringt die Masse zum Kühlschrank in der Laube. Für das fleißige Basteln werden die Kleinen während einer Pause mit Kinderpunsch und Lebkuchen belohnt.
(Artikel von Denis Bozbag, erschienen im Oberbadischen Volksblatt am 28.12.2018)